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Einführung und Thesen zu Web 20


Alle reden vom Web 2.0 - aber was kann es tatsächlich bringen?
Einige Beobachtungen und Thesen

(Version 1.1 - Burkhardt Krems, 2010-09-30)

Beobachtungen

A. Soziale Medien in der Lehre

  1. Lernplattformen sind meist nur Info-Verteiler (Termine, Dateien), von Interaktion keine Spur, geschweige denn von aktiver Mitgestaltung durch die Lernenden.
  2. Wikis und andere Lernaktivitäten leben nur als Muster, aber nicht als reale, nutzbringende Lernaktiväten.
  3. Wissensmanagement mit sozialen Medien (Wikis, Foren usw.) ist ein schönes Konzept, aber es bringt nicht wirklich etwas.
  4. Mit ein Grund: die oft nicht bekannte oder übersehene 90-9-1-Regel.

B. Soziale Medien in Politik und Verwaltung

  1. Die Versuche, Bürger an der Diskussion von Gesetzentwürfen oder anderen politischen Vorhaben zu aktivieren, sind kläglich gescheitert (DE Bund, UK).
  2. Andere Nutzungen wurden kaum versucht, z. B. FAQ zu Anträgen: wenn, dann sind es private Betreiber, die Interessen eine Plattform geben (z. B. welche Sozialleistungen kann ich vom Staat bekommen, wie kann ich "Zumutungen" abwehren?).
  3. Sie erweisen sich als Plattform für die Organisation von Widerstand ("Anti-Bewegungen"), wo also entsprechend starke Motivation besteht (z. B. Bekämpfung von Investitionsvorhaben, Reform eines seit Jahren defizitären Krankenhauses, usw.).
  4. Anders: MyBarackObama - was macht den Unterschied???
  5. Und welche gesellschaftlichen Interessen könnte man einbinden, wenn man es richtig anfängt?

C. Soziale Medien allgemein

  1. Soziale Medien erweisen sich da als erfolgreich, wo sie Menschen eine Plattform bieten,
    1. das zu äußern, was ihnen auf den Nägeln brennt. Was macht da den Unterschied zu den missglückten Versuchen der Bürgerbeteiligung durch Regierung und Verwaltung?
    2. und einfach zu nutzen sind - da ist die öffentliche Verwaltung in ziemlichen Schwierigkeiten: sie schafft es noch nicht einmal, eine nutzerfreundliche Eingabe der Steuerdaten bereit zu stellen (an ELSTER ist schon so mancher verzweifelt).
  2. Soziale Medien leben von vergleichsweise wenigen Überzeugungstätern - oder von kommerziellen oder politischen Interessen. Die 90-9-1-Regel mit allen Konsequenzen und Problemen ist zu beachten.

Thesen

1. An Web 2.0 führt kein Weg vorbei?

Jakob Nielsen: Wer Web 2.0 nicht nutzt, den bestraft das Leben: Für junge Beschäftigte gehört Web 2.0 einfach dazu, wenn es die Möglichkeiten nicht gibt, gehen sie woanders hin (siehe Textauszug im Kasten rechts).

Gegenthese: Nur wenige beherrschen das Handwerkszeug von Web 2.0, weshalb dieser Anpassungsdruck gering sein wird.

Unsere Erfahrungen in der Lehre sind: viele beherrschen nicht einmal die Standards der Office-Programme, geschweige denn die der Textgestaltung - obwohl das doch auch ein Lernziel sein sollte: wie kann die Verwaltung "bürgerfreundlich" sein, wenn Standard-Schreiben elementare Forderungen der Ergonomie (Lesbarkeit: Schriftgröße, Zeilenlänge, Silbentrennung statt Flatterrand, Absatzabstände usw.) und Verständlichkeit missachten und die Arbeitsweise ineffizient bis chaotisch?

2. Die Voraussetzungen sind nicht einfach zu schaffen


3. Die Möglichkeiten sollten nicht ungenutzt bleiben!

  • Wir sollten damit experimentieren: Erfahrungen sammeln, sie aufschreiben, weitergeben, in "sozialen Medien" mit anderen teilen und diskutieren,
  • wir sollten Studierende einladen, damit zu experimentieren, indem wir solche Angebote in die Lehre einbeziehen.
  • Wir sollten die Verwaltung beraten, mit Web 2.0-Angeboten
    • für ihre Mitarbeitenden
    • für die Bürgerschaft

Möglichkeiten bereit zu stellen, Erfahrungen zu sammeln, die Rückmeldungen auszuwerten, die Angebote zu evaluieren.

4. Chancen und Risiken beachten, Folgen evaluieren

Die Nutzung sollte evaluiert werden:

  • Wird das Angebot genutzt? Von wem? Hat es die gewünschten Folgen? (Impact erfassen und auswerten)
  • Gibt es relevante Verzerrungen? (Dominanz einzelner Nutzer, bestimmter Nutzergruppen usw. - siehe die Hinweise zur 90-9-1-Regel).
  • Werden die Chancen genutzt? Lässt sich das Angebot ausbauen / die Nutzung optimieren?
  • Investitionserfolg?




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