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Das ist neu:

Leo wirbt für Kubas Einparteienregime 

Peinlich: PISA-Kritik von ZDFzoom

Mail an das ZDF

Inklusion, wie sie nicht sein sollte


Denkfehler bei Bildungsreformen

Hattie richtig verstehen

Schlechter lesbare Texte ergeben bessere Lernergebnisse?


Die Kinderzeitschrift Leo wirbt für den Kommunismus und die Einparteienherrschaft auf Kuba - von der Zeit-Redaktion keine Antwort

Glaubt man der Kinderzeitschrift Leo (des Zeit-Verlages!), geht es den Kindern in Kuba besonders gut, dank Kommunismus und der dort "herrschenden Partei". In der Ausgabe 6/2021 heißt es: 

Fast jedes Kind trainiert in einem Verein, denn das ist kostenlos. Das liegt daran, dass Kuba ein kommunistisches Land ist. Die Partei, die dort regiert, legt viel Wert darauf, dass alle Menschen das Gleiche haben.

Da könnte man sich doch glatt eine Einparteienherrschaft wünschen, und zwar eine kommunistische. Dass die Verhältnisse dort so sind wie geschildert ("fast jedes Kind trainiert in einem Verein") dürfte kaum der Realität entsprechen. Und dass der Kommunismus zu solch idealen Zuständen führt, ist ein historisch längst überholtes Märchen. Die Verführungskraft einfacher Lösungen (nur eine Partei "herrscht") sollte nicht gerade Kindern nahegebracht werden: Pluralismus ist anstrengender, aber nur er schützt auf Dauer vor Tyrannei. Abgesehen davon sollte er schon im Kindergarten trainiert werden, einschließlich der Bereitschaft, die Existenz unterschiedlicher Meinungen auszuhalten. 
Die Redaktion hat auf die Hinweise seit einem Monat nicht geantwortet. 
Burkhardt Krems, 17.10.2021

Peinlich: PISA-Kritik von ZDFzoom

ZDFzoom „entlarvt“ Pisa, weil es am logischen Denken scheitert.

Unter dem schönen Titel „Der schiefe Plan von PISA" kritisiert ZDFzoom (14.06.2017, 22:45 h) Bildungstests wie PISA, TIMSS usw. Ein Teil der Kritik: man testet veröffentlichte Fragenbeispiele aus PISA. Ergebnis: die Fragen sind „absurd einfach oder völlig verwirrend“. Nachzusehen unter https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzoom/pisatest-fb-102.htmlDabei zeigt dieses Beispiel nur die Voreingenommenheit und methodische Unfähigkeit der Filmemacher. 

Es geht um das Thema "Meteoriten". „Absurd einfach“ sei die Frage nach der Größe der Krater. „Völlig verwirrend“ dagegen folgende Frage:

Welche Auswirkungen hat die Atmosphäre eines Planeten auf die Anzahl der Krater auf der Oberfläche eines Planeten?

Die Testpersonen – Eltern, Schüler, Lehrer eines Potsdamer Gymnasiums – verzweifelten an dieser Frage. Wo lernt man denn so etwas? Konstruiert, realitätsfern und schlecht formuliert sei sie.

Logisches Denken ist gerade nicht die Wiedergabe von Wissen, sondern die eigenständige Verknüpfung vorhandenen Wissens. Und das sollte eigentlich nicht so schwierig sein. Natürlich hat die Atmosphäre Einfluss darauf, was die Oberfläche des Planeten erreicht. Ist sie vorhanden, verglühen kleine Objekte in der Atmosphäre, je dichter sie ist, desto größer wird dieser Effekt, desto weniger Krater gibt es auf der Oberfläche des Planeten. Was musste man dazu gelernt haben, um auf diese Antwort zukommen? Alle Fakten sind doch bekannt? 

Auf die Antwort kommt man dann nicht, wenn man voreingenommen schon vorher weiß, dass PISA-Fragen nichts taugen. Die Überlegung, dass die PISA-Verantwortlichen sich die Auswahl wohl sehr genau überlegt haben, hätte hellhörig werden lassen können: wenn man etwas nicht versteht, liegt es vielleicht daran, dass man selbst etwas nicht gesehen oder verstanden hat. Da sollte man vielleicht nachforschen, was damit gemeint sein kann. Vielleicht geht einem dann das berühmte Licht auf. Aber diese Selbstbescheidenheit ist bei den Verfassern des Beitrags ebenso wie bei den darin zitierten Kritikern nicht zu finden. Stattdessen beliebig interpretierbare Vokabeln, hinter denen nichts konkret Nachprüfbares steht: es ist die immer wieder verfochtene kapitalismuskritische Sicht auf die OECD und ihre Versuche, zu besserer Bildung und mehr Bildungsgerechtigkeit und damit auch zu mehr Wohlstand und Möglichkeiten der Selbstentfaltung beizutragen. 

Die "absurd einfache" Frage ermöglicht auch schwachen Schülern eine Antwort. Auch das muss bei solchen Test berücksichtigt werden. Die Frage enthält im Übrigen auch einen Hinweis für die Logik-Frage: wie erklären sich denn die unterschiedlich großen Krater? Offensichtlich treffen unterschiedlich große Objekte auf die Oberfläche auf. Und wenn es eine Atmosphäre gibt, hat das dann Auswirkungen, siehe oben.

Burkhardt Krems, 15.06.2017

Mail an die ZDF-Zuschauerredaktion 

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Beitrag "Der schiefe Plan von PISA" von ZDFzoom (14.06.2017, 22:45 h) ist ideologisch einseitig, fachlich völlig inkompetent, ich finde ihn einfach nur peinlich. Man könnte zu den allermeisten Teilen der Argumentation etwas anmerken, ich beschränke mich auf das dort verwendete Beispiel der Test-Fragen aus PISA, siehe den Beitrag in meinem OlevWiki: https://olevde.wiki.zoho.com/Bildung/Startseite-Bildung.html

Das sage ich auf dem Hintergrund meiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit Bildungsfragen, auch als Mitglied der Expertengruppe Evaluation der Fachhochschulen für den öffentlichen Dienst. Gerade in dieser Funktion habe ich mich intensiv mit Fragen der Beurteilung von Bildungsprozessen und Bildungsergebnissen beschäftigt und bin entsetzt über die Art der unlogischen, irreführenden und einseitigen Darstellung der Problematik in diesem Beitrag. Er erfüllt die Mindestvoraussetzungen journalistischer Qualität nicht. Kein einziger Befürworter von PISA bekommt Gelegenheit, die absurde Logik zu kommentieren, dass beispielsweise die Bestnoteninflation bei Abiturnoten und auch sonst etwas mit PISA zu tun hat: PISA beurteilt nicht Noten sondern Leistungen. Das Absenken von Leistungsniveaus trägt aber gerade nicht zu besseren Ergebnissen bei PISA bei. 

Generell werden Einzelbeispiele verallgemeinert und wird auch noch behauptet, dass es immer mehr von bestimmten problematischen Entwicklungen gebe oder die Kritik an der empirischen Bildungsberichterstattung immer mehr zunehme. Das ist schlicht falsch. 

Dass die Bildungspolitik aus den Ergebnissen der Bildungstest nicht immer die richtige Konsequenzen gezogen hat wird kaum bezweifelt, hat aber nichts mit PISA zu tun sondern mit der Bildungspolitik und ihrer Eigengesetzlichkeit. Und das Thema Zufriedenheit der Schüler hat Pisa jüngst ja selbst aufgegriffen und festgestellt, dass die Schüler in Deutschland im Durchschnitt eher zufriedener mit ihrem Schicksal sind als der Durchschnitt im internationalen Vergleich, und damit darauf aufmerksam gemacht, ganz bewusst und entgegen der Tendenz dieses Filmes, dass es auch um das Wohlbefinden von Schülern geht. Dazu gibt es im übrigen in den verschiedenen PISA-Untersuchungen vielfältiges Material. 

Die zugrunde liegende These, bei PISA und der Arbeit der OECD ginge es um die Verwertungsinteressen des Kapitals, ist abenteuerlich, widerspricht den erklärten Zielen, dem Ansatz und vielfältigen empirischen Belegen aus der Arbeit der OECD. Es ist schlichte Ideologie, die es in dieser massiven und manipulativen Art und Weise in einer ZDF-Sendung nicht geben dürfte.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Burkhardt Krems

Kompetenzbegriff - zu Unrecht in der Kritik

Siehe dazu "Kompetenzen als Ziele von Bildung und Qualifikation. Bericht der Expertengruppe des Forum Bildung." Stand: Februar 2001. Online-Quelle. Ein Beitrag, der bildungspolitische Grundlagen schafft, herausgegeben von der BLK. 

Was der Kompetenzbegriff bildungspolitisch leisten kann, zeigt der DQR, der Deutsche Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen, verantwortet vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Kultusministerkonferenz. 


Inklusion, wie sie nicht sein sollte ...

und Muster eines "Widerspruchs" gegen die Übertragung inklusiven Unterrichts bei fehlenden Voraussetzungen.


Denkfehler bei Bildungsreformen

"Anekdotische Politik"

Grundmuster der Argumentation ist immer wieder der Schluss von prägnanten Einzelbeispielen auf das Gesamtproblem, von Anekdoten auf die Gesamtheit der Fälle. Dabei ist es eine Grundregel jedweden rationalen Verhaltens, Einzelfälle nicht zu verallgemeinern. Einzelbeispiele gelungener Integration "beweisen", dass sie - für alle anderen Fälle auch - möglich ist. Der Erfolg von Schülern ohne Noten wird als "Beweis" gewertet, dass ohne Noten besser gelernt wird - so selbst Ranga Yogeshwar in seiner Sendung vom 10. Juli 2017, dabei fehlt der Vergleich mit Absolventen der "normalen" Schulen: waren sie weniger erfolgreich? Ein klassischer Logikfehler, der aber typisch ist für die bildungspolitische Diskussion.

Es gibt einen einzig richtigen Weg ...

Reformexperimente werden mit engagierten Lehrern durchgeführt. Und sind erfolgreich. Unterricht durch engagierte Lehrer ist meistens erfolgreich. Gleich welches Konzept verwendet wird. Methodenpluralismus von erfolgreichen Lehrern widerlegt die Annahme, dass es einen einzigen richtigen Weg zu guten Ergebnissen gibt. 

Erfolgreich getestete Reformen werden Erfolge in der Praxis

Erfolgreich getestete und deshalb im Experiment überzeugende Konzepte (siehe oben) werden in der Fläche umgesetzt: Sie werden durch „normale“ Lehrkräfte mit allen Restriktionen des Alltags und zumeist auch leicht „modifiziert“ umgesetzt – mit den problematischen Ergebnissen, die wir zum Teil in der Praxis erleben. Das erklärt, warum es erfolgreiche Reformschulen gibt, das Reformkonzept bei der flächendeckenden Verwendung aber versagen kann. Und erklärt den scheinbaren Widerspruch zwischen dem Erfolg von Reformkonzepten und den Ergebnissen etwa der Hattie-Studie.

Es bleibt dabei: Auf die Lehrer kommt es an!

Burkhardt Krems, 30.09.2014

Hattie richtig verstehen und nutzen - eine Einführung von Klaus Zierer 

Die Zusammenfassung der Ergebnisse der Bildungsforschung durch Hattie wird breit diskutiert. Dabei zeigen sich aber zum Teil Missverständnisse, die zu gravierenden Fehleinschätzungen führen und gefährlich werden können, wenn daraus Konsequenzen gezogen werden. 

Eine Veröffentlichung der Konrad-Adenauer-Stiftung, verfasst von dem renommierten Bildungsforscher Klaus Zierer, der auch an der Übersetzung der Hattie-Studie mitgearbeitet hat, bietet Hilfestellung bei der Verwertung der Forschungsergebnisse. Sie ist im Internet kostenlos verfügbar.

Zierer, Klaus (2014): Kernbotschaften aus John Hatties Visible Learning. St. Augustin/Berlin (Konrad-Adenauer-Stiftung). Online: http://www.kas.de/wf/doc/kas_38424-544-1-30.pdf?140728131534


Zu dieser Website

Hier finden Sie Materialien und Quellen zu Grundlagen, Schule, Hochschule, Lernen, Beiträge zu Bildungsfragen im Rahmen einer Wirkungsorientierten Stadtpolitik in Köln. Evaluation von Bildungsprozessen siehe besondere Seite, ebenso wie Empirische Ergebnisse der Bildungsforschung: was wirkt?

Das sind die amtlichen Bildungsziele, denen sich auch diese Website verpflichtet fühlt: 

Bildung und Qualifikation zielen auf Entwicklung der Persönlichkeit, Teilhabe an der Gesellschaft und Beschäftigungsfähigkeit. Diese drei Dimensionen sind immer zusammen zu sehen. 

(Bericht der Expertengruppe des Forum Bildung, 2000, S. 3

 

Was wirkt nachweislich?

Aktuell ist vor allem die Aufarbeitung der Bildungsforschung weltweit durch Hattie, die zunehmend in Deutschland beachtet, ausgewertet - und hoffentlich auch verwertet - wird (siehe im Quellenverzeichnis)

Die Problematik "guten" Unterrichts, der nicht "Frontalunterricht" sein darf, wird seit Jahrzehnten diskutiert und empirisch erforscht, mit einem ernüchternden Ergebnis: richtig gemacht, ist Frontalunterricht sehr lernwirksamer Unterricht, vor allem für Schüler aus bildungsfernen Elternhäusern. So schon die Ergebnisse der umfassenden Bildungsexperimente in den USA mit dem Ergebnis, dass "direkte Instruktion" am erfolgreichsten war im Vergleich zu mehreren "modernen" Konzepten (siehe das Projekt "Follow Through" in den Jahren ab 1967).

Siehe dazu "Frontalunterricht macht klug: Problemorientierter oder offener Unterricht - die ganze moderne Pädagogik stiftet wenig Nutzen. Am besten ist noch immer moderner Frontalunterricht, fanden Forscher heraus". Beitrag von Inge Kloepfer in der FAZ vom 15.12.2012: http://www.faz.net/-gql-7535q

Themen / Seiten:

Schlechter lesbare Texte ergeben bessere Lernergebnisse?

Zu diesem überraschenden Ergebnis kommen verschiedene Studien, in denen Texte mit unterschiedlich leicht lesbaren Schriftarten verwendet wurden. Die Theorie, nach der die "Entlastung" durch möglichst leicht lesbare Präsentation der Texte zu besseren Lernergebnissen führt, leuchtet zwar ein, wird aber durch die empirischen Ergebnisse widerlegt. Einzelheiten siehe: 





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